Sie taten es beinahe überall, in unterschiedlichsten Kulturen und zu allen Zeiten: Das Räuchern. Entweder um Krankheiten zu lindern, als Rauhnächte Ritual oder als Opfergabe an die Götter, – die Gründe für Räucherrituale sind vielschichtig, ebenso wie unsere Anlässe; So weiß das Kind, das gedankenverloren trockene Tannenzweige über das Feuer hält, nichts vom Brauchtum des Räucherns, trotzdem praktiziert es, was viele vor ihm ganz bewusst und aus gutem Grund getan haben. Dabei spürt möglicherweise die gleiche, wohltuende Wirkung: Das Knacken und Knistern des aufplatzenden Harzes, das Glühen der Flamme am Zweig, der harzige Geruch, – das alles entspannt, erdet, erfreut uns.
Kein Wunder also, dass sich so viele vor uns mit dem Verbrennen von Blüten, Blättern, Zweigen und Harzen befasst haben. Kein Wunder, dass der Freisetzung der Aromen immer wieder heilende und reinigende Kräfte zugesagt wurden. Kennen wir nicht jeder Gerüche, die wir mit Worten niemals beschreiben könnten? Die uns aber umso kraftvoller in Stimmungen versetzen, Erinnerungen wachrütteln oder Emotionen hervorrufen können?
das Räuchern als Rauhnächte Ritual
Die Rau(c)hnächte bezeichnen die zwölf Tage zwischen Wintersonnenwende und Dreikönigstag. Sie stehen symbolisch für die zwölf Monate des neuen Jahres und gelten seit jeher als heilig.
Die Zeit der Rauhnächte ist eine Zeit der Stille, der inneren Einkehr und der Rituale. Was damals eher eine Zeit der Verbote und Vorhersagungen war, wird heutzutage mehr und mehr als achtsame Zeit zwischen den Jahren genutzt, in derer wir Kraft tanken, das alte Jahr Revue passieren lassen und uns innerlich auf das kommende Jahr vorbereiten.
Diese Zeit der stillen Einkehr, der langen Nächte und rauen Winterwinde, unterstützen gezielte Räucherungen aktiv. Ob du sie zum Meditieren, zur Säuberung oder einfach aus Freude und Genuss aufbereitest, in jedem Fall läd dich das Ritual des bewussten Räucherns dazu ein, deine Sinne zu schärfen und deinen Blick achtsam nach Innen zu richten. Geräuchert wird um diese Zeit darum oft und gerne und bildet ein hervorragendes Rauhnächte Ritual.
Wie kann ich meine Räucherbündel selber binden?
Was passiert beim Räuchern?
Beim Räuchern werden verschiedene Pflanzenteile langsam verglüht. Dabei werden Aromen freigesetzt. Die Duftmoleküle, die an den Rauch gebunden sind, werden von unserer Nasenschleimhaut direkt ans limbische System unseres Gehirnes weitergeleitet.
Warum räuchert man?
Das Räuchern blickt auf eine lange Tradition zurück, wobei die Anwendung bei Krankheit bzw. zur Reinigung von Räumen in vielen Zeiten und Kulturen eine Rolle gespielt hat.
Geräuchert wurde zur Reinigung von Kranken- und Sterbezimmern, in Räumen in denen Leid Schmerz und Trauer empfunden wird, bei Einzug, um unbelastet in das neue Heim zu starten, aber auch bei Auszug, um die Räume abschließend zu reinigen.
Räucherrituale finden bei Feiern und Festen statt. Hier wird der Räucherung ein besonderer Segen zugesprochen.
In einigen Kulturen, wie beispielsweise im balinesischen Hinduismus, werden Opfergaben zusammen mit Räuchergaben dargebracht, der aufsteigende Rauch des Räucherwerkes stellt eine göttliche Verbindung her.
Weihrauch wird dazu in Räumen verbrannt, in denen kreativ gearbeitet wird, denn es heißt er rege besonders die Kreativität an.
Wird das Räuchern als Rauhnächte Ritual genutzt, dient es der inneren Einkehr, der symbolischen Säuberung und der weisen Voraussicht. Dazu läd das Räucherritual dazu ein eine Pause vom Alltag einzulegen und den Blick achtsam nach Innen zu richten.
Womit räuchert man?
Im Prinzip lässt sich beinahe alles trocknen und verglühen, besonders beliebt sind aber duftende Blüten, Pflanzen mit einem hohen Anteil ätherischer Öle und harzige Nadelhölzer. Neben Weihrauch und Myrrhe eignen sich auch Pflanzen hervorragend zum Räuchern, die bei uns heimisch sind…
- Alant: Seine Wurzel riecht getrocknet nach Weihrauch und Veilchen. Er erweitert und entspannt die Bronchien und lässt gut durchatmen. Alant wird als Schutzräucherung verwendet, sein Rauch soll harmonisieren und bei Traurigkeit entspannend wirken.
- Beifuß: Die „Mutter aller Pflanzen“ ist eine der wichtigsten Räucherpflanzen unseres Kulturkreises. Beifuß wird zum Schutz und zur Reinigung verräuchert, er begleitet Veränderungen und hilft beim Trauern und loslassen. Gerade innerhalb eines Rauhnächte Ritual kann der Beifuß begleitend für die Veränderung und den Übergang vom alten Jahr in das Neue stehen.
- Eisenkraut: Mit Eisenkraut wird dort geräuchert, wo Geschäfte gemacht werden, wo viel gestritten oder wichtige Prüfungen abgelegt werden. Schon die Römer berührten Friedensverträge mit Eisenkraut, damit göttliche Gerechtigkeit darin wirke.
- Echte Engelwurz: Die Angelika wirkt keimhemmend und erweitert die Bronchien. Auch soll sie uns helfen, dunkle Schatten zu vertreiben und unseren Geist zu zentrieren.
- Fichte: Fichtenharz hilft uns über Atemwegserkrankungen hinweg, er wirkt keimtötend, schleimlösend und erweitert die Bronchien. Mit seinem Duft sollen wir innere Ruhe und Einkehr finden.
- Schwarzer Holunder: Geräucherter Holunder lässt dich schwitzen und stärkt die Abwehrkräfte.
- Hopfen: Vom Hopfen wird das Pulver der Zapfen verwendet, das sogenannte Hopfenmehl. Beim Räuchern soll uns der Hopfen beruhigen und besser einschlafen lassen.
- Kiefer: Der Rauch der Kiefer wirkt belebend, stärkt die Lunge und regt unsere Durchblutung an. In einigen Ländern, darunter Marokko, wird die Borke der Kiefer getrocknet, geraspelt und anschließend zum Räuchern verwendet.
- Lärche: Die Lärche als Symbol der Erneuerung, lässt Vorhaben gelingen und ruft das Glück herbei. Ihr Rauch löst festen Schleim bei Husten und Nebenhöhlenerkrankungen.
- Lavendel: Geräucherter Lavendel bringt uns Reinheit und verscheucht Schlechtes. Er stärkt die Nerven, harmonisiert und entspannt uns. Eine Lavendelräucherung bringt Ruhe und Gelassenheit ins Haus.
- Rosmarin: Der Rosmarin dagegen weckt in uns neue Lebensgeister, hilft uns über Traurigkeit hinweg und vitalisiert.
- Salbei: Salbei erdet uns, schenkt uns Ruhe und einen klaren Geist. Salbeiräucherungen säubern die Luft von unangenehmen Gerüchen.
- Schafgarbe: Die Schafgarbe soll die innere Weisheit fördern. Vor dem Schlafengehen geräuchert soll sie nach alten Ansichten Wahrträume fördern und innere Einsicht schenken.
- Tanne: Tannenharz macht uns kräftig und mutig, lässt uns schneller genesen und wirkt desinfizierend.
- Thymian: Der Thymian wirkt so positiv auf unsere Atemwege wie kaum ein anderes Heilkraut. Auch geräuchert soll er unsere Atemwege befreien und keimhemmend wirken.
- Wacholder: Wacholder macht wach, stärkt uns und löst Schmerzen. Früher galt er als Schutz vor Ansteckungen in Seuchenzeiten.
Wie räuchert man?
Egal ob im Bündel, im Sieb oder auf Kohle: Das Räucherwerk darf allenfalls glühen und qualmen, wenn es zu heiß wird, verbrennen die Aromen einfach. Achte also darauf, dass dein Sieb nicht zu nah am Teelicht, deine Flamme nicht zu lange am Räucherbündel und deine Kohle nicht zu frisch ist. Wer einen Raum ausräuchert sollte in diesem während der Räucherung ein Fenster öffnen und ca. drei Stunden nach der Räucherung gut durchlüften.
Räucherst du im Zuge eines Rauhnächte Ritual, genieße einen Augenblick die Stille und horche in dich hinein. Räuchern kann sehr leicht meditativ wirken.
- Räucherbündel: Hier wird aus den Räucherpflanzen ein Büdel gebunden und zur Räucherung angezündet bis es verglüht. Damit die Glut nicht erlischt, sollte dem Bündel immer wieder Luft zugefächelt oder gepustet werden. Um zu verhindern, dass Asche oder Glut hinabfällt, eignet sich ein feuerfester Teller mit Vogelsand darauf, um das Bündel hinein zu stecken.
- Räuchern im Sieb: Eine andere Methode, gerade für filigrane Kräuter und Blüten geeignet, ist die Räucherung im Sieb. Hier wird ein Sieb mit einigem Abstand über einem Teelicht positioniert (Meist in einem dafür vorgesehenen Gestell) so dass die Kräuter darin langsam verwelken.
- Räuchern mit Räucherkohle: Wer Räucherkohle zu Hause hat, kann diese auf etwas Vogelsand, der auf einer feuerfesten Ablage verteilt ist, anzünden und durchglühen lassen. Anschließend werden die Harze, dann die Kräuter auf der Kohle verteilt. Zusätzlich zur Räucherkohle benutzt mancher noch eine Räucherpfanne als Gefäß für das Räucherwerk.
- Alternativen: Wer ohne Sieb, Kohle und Bündel auskommen möchte, der kann die Kräuter auch einfach auf eine heiße Herdplatte streuen oder neben die Glut im Ofen legen. Die wohltuenden Eigenschaften der Aromen werden sich auf mit kleinem Aufwand einstellen.
Der unterschätzte Sinn...
Unser Geruchssinn fristet wirklich ein kümmerliches Dasein. Die meiste Zeit des Tages unbeachtet und dem Sehen wie Hören untergeordnet, kümmern wir uns allenfalls um die Gerüche unserer Umwelt, wenn wir sie als besonders störend oder außergewöhnlich angenehm empfinden.
Der Geruchssinn aber arbeitet weiter, auch ohne unsere Beachtung. Ihm ist es egal, ob wir Augen und Ohren schließen, ob wir bewusst riechen und unsere Welt in Gerochenem kategorisieren. Das tut er für uns. So werden Geruchsempfindungen mit bekannten Dingen assoziiert; die ungeahnten und für uns kaum nachzuvollziehenden Verknüpfungen lassen die Tiefe der Empfindungen erahnen.
Vor diesem Hintergrund mag es uns jetzt schon viel leichter fallen, Geruch mit Linderung und Heilung in Verbindung zu bringen. Allenfalls hat jeder von uns bereits die starken stimmungsaufhellenden aber auch -senkenden Eigenschaften bestimmter Gerüche am eigenen Leid erfahren.
Über die Autorin
Hallo, mein Name ist Hanna Rose und das ist der Kräuterhain!
Hier nehme ich meine Leser*innen mit in den Garten, die Küche und den Sammelpfad. Wenn ich dich dabei inspirieren, dir helfen oder einfach ein paar Tipps und Anregungen geben kann, freue ich mich!
Als Bloggerin arbeite ich ständig daran, meinen Leser*innen einen Einblick in meinen Alltag zu geben und mühsam gesammelte Erfahrungen und Wissen weiter zu geben. Du bist herzlich eingeladen, mich auf meinem Weg zu begleiten!
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Die Informationen in meinen Beiträgen trage ich persönlich und mit größter Sorgfalt zusammen. Die von mir erstellten Texte und Medien dienen ausschließlich der Unterhaltung. Bei gesundheitlichen Beschwerden können im Internet recherchierte Informationen niemals einen Arztbesuch ersetzen! Zur Bestimmung von Pflanzen und Pilzen empfehle ich immer mehrere Quellen zu Rate zu ziehen und im Zweifelsfall die Meinung eines*er Experten*in einzuholen, um gefährliche Verwechslungen zu vermeiden.
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