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Junge Stinkmorchel – sowohl Delikatesse wie auch Heilpilz

  • Beitrags-Kategorie:Kräuterhain
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  • Beitrag zuletzt geändert am:Mai 4, 2025
  • Lesedauer:15 min Lesezeit

Mystisch und einzigartig muten die jungen, knollenförmigen Stinkmorcheln an. Hexenei, Leichenfinger, Gichtmorchel – die junge Stinkmorchel trägt eine Vielzahl faszinierender Namen, erst im späteren Stadium wird sie von uns nur noch abschätzig auf ihren Geruch reduziert.

Dabei handelt es sich bei der Geruchsbildung der Stinkmorchel um ein kleines ökologisches Wunderwerk der Natur: Bildet sich der phallusartige Stiel des Ständerpilzes aus, dringt die Sporenschicht an die Außenseite und beginnt durch ihren starken Geruch Fliegen anzulocken. Diese ernähren sich von der gallertartigen Masse des Pilzes und scheiden die Sporen anderen Ortes wieder aus, wodurch im nächsten Jahr ein neues Hexenei heranwächst! Aufgrund der besonderen Raffinesse des Pilzes im Bezug auf seine Fortpflanzung, wie auch wegen der außergewöhnlichen Nahrungsquelle, die der Pilz vielen Insekten im Hebst bietet, – besonders im Hinblick auf das Insektensterben, – wurde die Stinkmorchel 2020 von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie zum Pilz des Jahres gewählt.

 

Die junge Stinkmorchel, oder auch: Hexenei, Leichenfinger, Gichtmorchel - woher kommt die Namensgebung?

Wächst eine junge Stinkmorcheln heran, bildet sich zuerst eine eiförmige Kugel auf dem Waldboden. Zwischen Laub und Moos wirkt das Hexenei wie kunstvoll in die Umgebung eingefügt und sicher zwischen dem weichen Laub eingebettet. Diesem besonderen Aussehen verdankt die Stinkmorchel ihren Namen „Hexenei“.

Eine weitere interessante aber vielerorts in Vergessenheit geratene Bezeichnung für die Stinkmorchel ist der Begriff „Leichenfinger“. Dieser geht ursprünglich auf den Aberglauben zurück, auf Grabhügeln wachsende Stinkmorcheln wären ein Anzeichen dafür, dass der Verstorbene ein ungesühntes Verbrechen offen hätte und die Lebenden mit erhobenem Zeigefinger davor warne, es ihm gleich zu tun!

Gichtmorchel ist ein weiterer alter Name für die junge Stinkmorchel, der heutzutage ebenfalls kaum noch eine Verwendung findet. Nahe liegt aber, dass die Bezeichnung einen Verweis auf die Heilwirkung des Pilzes geben soll.

Stinkmorcheln sind genaugenommen gar keine Morcheln, sondern gehören zu den Ständerpilzen. Das zeigt sich besonders schön an ihrem Namen „Phallus impudicus“, was übersetzt so viel wie „schamloser Penis“ bedeutet. Der lateinische Name der Morchel lautet dagegen „Morchella“.

junge Stinkmorchel als Heilpilze in der Naturheilkunde

In der Volksmedizin wurde die Stinkmorchel früher unter anderem mit Gicht- und Rheumabeschwerden in Verbindung gebracht. Der heute kaum noch gebräuchliche Name „Gichtmorchel“ deutet noch auf diese historische Nutzung hin. Solche überlieferten Anwendungen gehören zur traditionellen Naturheilkunde, sind aber wissenschaftlich nicht belegt.

Die junge Stinkmorchel ist von einer gallertartigen Hülle umgeben, die in manchen Quellen sogar eine kosmetische Bedeutung erhält – zum Beispiel, weil ihr eine hautpflegende Wirkung nachgesagt wurde. Auch das gehört zur überlieferten Verwendung, nicht aber zur anerkannten medizinischen Praxis.

Eine ungewöhnliche Studie, veröffentlicht im International Journal of Medicinal Mushrooms, untersuchte die Wirkung des tropischen Verwandten der Stinkmorchel, Phallus indusiatus. In der Untersuchung berichteten einige Teilnehmerinnen über körperliche Reaktionen auf den Geruch des Pilzes – darunter auch spontane Erregung. Die Wissenschaftler vermuteten, dass bestimmte flüchtige Substanzen in diesem Pilz möglicherweise Ähnlichkeiten mit Neurotransmittern aufweisen, die beim Menschen an Erregungsprozessen beteiligt sind. Es handelt sich hierbei um eine sehr kleine Studie mit wenigen Teilnehmenden, deren Ergebnisse nicht verallgemeinert werden können.

In Asien gilt die Stinkmorchel in einigen traditionellen Heilsystemen – darunter die chinesische und japanische Medizin – als Vitalpilz und wird dort mit verschiedenen Wirkungen in Verbindung gebracht, etwa in Bezug auf Lebenskraft oder Potenz. Solche Aussagen sind immer im kulturellen und historischen Kontext zu betrachten und ersetzen keine wissenschaftlich fundierte Einschätzung.

Das Hexenei und die Hautpflege

Eine weniger außergewöhnliche aber dafür nützliche und einfach anzuwendende Funktion kommt dem gallertartigen Sekret des Hexeneies zu. Dieses entsteht beim Verarbeiten des Pilzes in der Küche automatisch als Abfallprodukt und sollte keinesfalls vorschnell entsorgt werden! Denn die klebrige Substanz verhilft der Haut zu einer ungewöhnlichen Geschmeidigkeit.

Um das Sekret des Hexeneies zur Hautpflege zu nutzen, wird die Haut mit der Masse eingerieben und dann für einige Minuten abgewartet. Die Masse kann dann wieder entfernt werden. Erfahrungsberichte schildern die besondere und langanhaltende Wirkung auf die Haut, die nach einer Behandlung mit der Substanz besonders weich und zart sein soll!

Auf kulinarischer Reise durch den Mischwald - ein Erfahrungsbericht

Eigentlich wollen wir Flaschenstäublinge und Schopftintlinge sammeln, als wir an einem Herbsttag durch das Unterholz spazieren. Stattdessen ragt auf einer Anhöhe über uns ein kaum zu verwechselnder Pilz in die Höhe: Die Stinkmorchel. Schon beim näher kommen steigt uns der Aas-artige Geruch in die Nase, einige Morcheln sind schon reif und produzieren Duftstoffe, die das Gebiet in ein Buffet für Fliegen und andere Insekten verwandeln.

Eigentlich wollten wir nur ein paar Fotos schießen, da entdecken wir die junge Stinkmotchel, also das „Hexenei“ am Fuß der Stinkmorchel. Es dauert nicht lange da fallen uns noch mehr der mystischen Eier ins Auge, die zwischen dem Laub versteckt sind.  Irgendwie bezaubernd, ein bisschen so, als wären sie geradewegs einem Märchen entsprungen.

Hexeneier kann man essen! – habe ich mal gehört. Die Neugierde ist da, aber da ist auch der Gestank und die Sorge, nach dem Sammeln keine Verwendung mehr für die Pilze zu haben und die Hexeneier verderben zu lassen. Wir lassen die Pilze im Wald und suchen weiter nach unseren Flaschenstäublingen, – für Heute!

Zu Hause informiere ich mich weiter. Ich lerne: Die junge Stinkmorchel gilt als Delikatesse, ist nur für eine kurze Zeit im Jahr zu sammeln, schmeckt nach Rettich und ist einfach mal etwas völlig anderes. Neben der kulinarischen Erfahrung reizt mich auch die lange Tradition als Heilpilz und der mystische Schleier, der den das Hexenei und seine Geschichte umgibt. Die Neugierde hat mich fest gepackt und am nächsten Tag mache ich mich wieder auf zu der Stelle, an der wir die Stinkmorcheln gefunden haben! Ein erster Blick enttäuscht mich zutiefst: Die Stinkmorchel, die gestern noch ausgewachsen war, ist jetzt beinahe komplett abgefressen und das darunter befindliche Hexenei springt schon aus seiner Schutzschicht. Schade, denke ich zuerst, diese einzigartige Gelegenheit habe ich verpasst.

Aber nein: unter dem nächsten Baumstumpf finde ich eine junge Stinkmorchel, und dann noch eine und noch eine. Irgendwie nimmt es plötzlich kein Ende mehr und aus meiner anfänglichen Enttäuschung wird plötzlich Überfluss! Den Großteil der Hexeneier lasse ich stehen, trotzdem ist mein Beutelchen voll als ich nach Hause komme.

In der Küche werden die Hexeneier mit Hilfe von YouTube Videos geschält und verarbeitet. Die gallertartige Masse wird zusammen mit einer festen Haut im inneren des Hexeneies abgezogen, so geht es am besten. Nach einer halben Ewigkeit sind die Pilze, die nun eher an schwarz-weiße Radieschen erinnern, geschält und klein geschnitten. Mit nichts als Butter, Zwiebeln und Salz braten wir sie in der Pfanne. Dazu koche ich übrigens, passend zum Thema Wald, eine Soße aus Hagebutten.

Geschmack

Nun zum wichtigsten Part: Dem Essen. Ich muss ehrlich zugeben, dass der Geschmack mich wirklich fasziniert hat. Ganz sicher sind die Hexeneier etwas für, sagen wir mal… kulinarisch aufgeschlossene Menschen, denn geschmacklich unterscheiden sie sich wirklich von den Pilzen, die wir normalerweise sammeln. Sie schmecken tatsächlich leicht nach Rettich, aber auch erdig und irgendwie besonders. Die Konsistenz der Pilze ist fest und beinahe etwas ledrig. Als Chips frittiert sollen sie aber auch knusprig werden können.

Wirkung

Zur Anwendung der gallertartigen Masse kann ich ein persönliches Feedback geben. Ehrlich gesagt, habe ich mich diesmal nicht getraut, sie im Gesicht zu verwenden, aber ich habe die Masse auf meinen Unterarmen ausprobiert, um einen Test zu machen. Der Geruch war während der Anwendung etwas unangenehm, doch das Ergebnis hat die Erfahrung mehr als ausgeglichen. Nach etwa zehn Minuten habe ich den klebrigen Schleim abgewaschen und konnte sofort eine deutliche Veränderung spüren: Meine Haut fühlte sich glatter, weicher und geschmeidiger an als vorher. Was mich besonders überrascht hat, war, dass diese Wirkung sogar noch am nächsten Tag spürbar war! Beim nächsten Mal werde ich die Anwendung mit Sicherheit noch mutiger angehen. auch erdig und irgendwie besonders. Die Konsistenz der Pilze ist fest und beinahe etwas ledrig. Als Chips frittiert sollen sie aber auch knusprig werden können.

Fazit

Ich kann aus meiner Erfahrung ganz klar das Fazit ziehen, dass sich ein Versuch mit der einzigartigen Delikatesse „Hexenei“ wirklich lohnt, besonders dann, wenn man gerne neue Sachen ausprobiert! Wer sich noch nicht so sicher ist, ob er oder sie die junge Stinkmorchel wirklich essen wird, kann zur Probe ja erstmal eins mitnehmen und am nächsten Tag wiederkommen! Ansonsten ist es natürlich bei diesem Pilz, wie bei allen anderen, wichtig zu sagen, dass Pilze die selbst gesammelt und anschließend Verzehrt werden, mit besonderer Vorsicht und unter Rücksichtnahme mehrerer Bestimmungsmedien (Bücher, Apps, Internet … ) bestimmt werden sollten!

Ich persönlich bin definitiv froh darüber, noch einmal umgekehrt zu sein und werde auch beim nächsten mal nicht nein sagen, wenn mir ein Hexenei im Wald begegnet!

Warum stinken Stinkmorcheln?

Die Stinkmorchel stinkt um Insekten, wie beispielsweise Fliegen, anzulocken, die das sporenhaltige Sekret des Pilzes fressen und anderen Ortes ausscheiden, wodurch dem Pilz die Verbreitung ermöglicht wird.

Kann man die junge Stinkmorchel essen?

In ihrem jungen Stadium ist die Stinkmorchel essbar. Zum Verzehr wird sie entweder mit etwas Butter gebraten oder roh in Salaten verarbeitet. Die Stinkmorchel schmeckt leicht nach Rettich und Erde; Sie gilt mancherorts als Delikatesse.

Wie heißen Stinkmorcheln im Frühstadium?

Aufgrund ihres Aussehend werden junge Stinkmorcheln auch als Hexeneier bezeichnet. Die Bezeichnung Leichenfinger geht auf einen Aberglauben zurück, nach dem die Stinkmorchel als Mahnung des Verstorbenen aus einem Grabhügel wächst. Der Begriff Gichtmorchel verweist auf ihre Bedeutung als Heilpilz.

Wo findet man die junge Stinkmorchel?

Stinkmorcheln stellen keine großen Ansprüche an ihren Standort und wachsen sowohl in Laub- wie auch in Mischwäldern. Hat man eine gute Stelle gefunden, darf man sich dort regelmäßig über frische Hexeneier freuen!

Über die Autorin

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Die Informationen in meinen Beiträgen trage ich persönlich und mit größter Sorgfalt zusammen. Die von mir erstellten Texte und Medien dienen ausschließlich der Unterhaltung. Bei gesundheitlichen Beschwerden können im Internet recherchierte Informationen niemals einen Arztbesuch ersetzen! Zur Bestimmung von Pflanzen und Pilzen empfehle ich immer mehrere Quellen zu Rate zu ziehen und im Zweifelsfall die Meinung eines*er Experten*in einzuholen, um gefährliche Verwechslungen zu vermeiden.

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